Die Herbstarbeiten sind voll im Gange: Es wird geerntet, geackert und die Felder werden wieder für die neue Saat vorbereitet. Die Traktoren sind im Einsatz, der Dieselverbrauch nimmt in dieser Zeit zu. Wenn man aber einige Punkte beachtet, kann man den Dieselverbrauch drosseln, was sich letztlich auch auf das eigene Portemonnaie auswirkt.

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Bei jedem Arbeitsgang

«Grundsätzlich kann bei jedem Arbeitsgang etwas eingespart werden, jedoch liegt bei der Bodenbearbeitung in der Regel das grösste Potenzial zum Einsparen von Diesel», sagt Stefan Gfeller, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAFL in Zollikofen BE. Der Spezialist für Digitalisierung und neue Technologien in der Landwirtschaft referierte letzte Woche an der Energie-Tagung in Grangeneuve zu diesem Thema. «Die Bodenbearbeitung erfordert von den aktuellen Arbeiten am meisten Zugleistung», weiss Gfeller. Je nach Bearbeitungstiefe respektive -intensität liege der Dieselverbrauch schnell mal über 30 Liter pro Stunde. «Wird nun beispielsweise die Bearbeitungstiefe auf die geringstmögliche reduziert (z. B. anstelle von 15 cm nur auf 5 cm bearbeitet), kann schnell einmal die Hälfte des Dieselverbrauchs pro Stunde eingespart werden», hält er fest. Dabei müsse jedoch beachtet werden, dass die gewünschte Arbeitsqualität nach wie vor erreicht werde.

Reduzierte Motorendrehzahl

Bei der Bodenbearbeitung gilt: je flacher und extensiver, desto geringer der Dieselverbrauch. «Bei den übrigen Arbeiten wie beispielsweise beim Säen ist das Potenzial nicht so gross, da es dort nicht so viele Einstellmöglichkeiten gibt, um immer noch eine gute Aussaatqualität zu erreichen», weiss Stefan Gfeller. Dort könne dann eher etwas gemacht werden bezüglich Motorendrehzahl und Belastung des Motors. «Das heisst, dass möglichst mit reduzierter Motorendrehzahl gefahren und die zur Verfügung stehende Leistung bestmöglich genutzt wird, also kein überdimensionierter Traktor zum Einsatz kommt», so Gfeller. Weiter lasse sich Diesel einsparen, wenn Arbeitsgänge kombiniert werden, also Bodenbearbeitung mit der Saat in einem Durchgang anstatt in zweien. Zudem sollte auf dem Feld der Reifendruck gesenkt werden, damit einerseits eine bessere Traktion und weniger Schlupf vorhanden sind und anderseits, um den Rollwiderstand der gezogenen Räder zu verringern. «Es sind viele Punkte, die beachtet werden können. Wenn alle optimal berücksichtigt werden, kann so deutlich Diesel eingespart werden», sagt er.

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Fahrten auf der Strasse

Nicht nur beim Einsatz im Ackerbau, sondern auch bei Fahrten auf der Strasse können hinsichtlich des Dieselverbrauchs einige Tricks angewendet werden. «Im Grundsatz entspricht die Strassenfahrt mit dem Traktor derjenigen mit dem Auto: vorausschauend fahren, unnötiges Beschleunigen und Bremsen vermeiden», empfiehlt Stefan Gfeller. Dazu kommen mit dem Traktor aber noch ein paar weitere Punkte, z. B. ein angepasster Reifendruck, also auf der Strasse möglichst hoch, damit der Rollwiderstand gering ist. Das kenne man vom Fahrradfahren: «Ein Velo mit schlecht gepumpten Reifen hat einen deutlich grösseren Rollwiderstand als eines, dessen Reifen gut mit Luft gefüllt sind», weiss der HAFL-Dozent.

Wie beim Fahrrad

Für den Traktor gelte das gleiche, nur bemerke die Person am Gaspedal kaum etwas davon. Aber auch dort liessen sich schnell mal ein paar Liter pro Stunde einsparen, wenn der höchstmögliche Reifendruck für die Strasse eingestellt sei. Weiter sei es von Vorteil, wenn der Motor mit reduzierter Drehzahl (z. B. 1600 U/min statt 2200 U/min) genutzt werde. «Dadurch sinkt der Verbrauch von Diesel deutlich, zudem nimmt die Kraftstoffeffizienz zu, der sogenannte spezifische Treibstoffverbrauch liegt tiefer», so Gfeller. Weiter sei es von Vorteil, zu wissen, bei welcher Drehzahl der genutzte Motor sein höchstes Drehmoment habe. Dieses Wissen könne genutzt werden, damit ein Gangwechsel wirklich erst erfolge, wenn es notwendig sei.

Korrekter Reifendruck

Auch eine schlechte Bereifung könne den Dieselverbrauch massiv in die Höhe schnellen lassen. «Wie schon erwähnt, ist es wichtig, dass für die Strasse und das Feld die korrekten Reifendrücke eingestellt werden», sagt Stefan Gfeller. Für die Strasse sollte dieser möglichst hoch sein und auf dem Feld möglichst tief. «Die genauen Angaben finden sich in den technischen Ratgebern der Reifenhersteller und sind abhängig von der Last und der Geschwindigkeit», so der Spezialist. Auf dem Feld sei der geringere Reifendruck auch positiv bezüglich des Bodendrucks. Durch die grössere Aufstandsfläche verringere sich der Kontaktdruck und man schone dadurch den Boden. Dank der grösseren Aufstandsfläche sinke auch der Reifen weniger ein.

Der Schlupf nimmt zu

«Die schlechte Bereifung ist vor allem beim Zugfahrzeug ein Problem, da dann mit schlechter Bereifung eine ungenügende Traktion erreicht wird und der Schlupf zunimmt», so Stefan Gfeller. Durch den höheren Schlupf schädige man einerseits die Bodenstruktur, anderseits erhöhe man aber auch den Dieselverbrauch pro Fläche, da die Räder mehr Strecke als nötig zurücklegen müssen. Um den Reifendruck einfach anzupassen, eigne sich eine leistungsfähige Reifendruckregelanlage am besten. «Gerade für einen häufigen Wechsel zwischen Feld und Strasse wie beim Gülleführen lohnt sich ein solches System», sagt Gfeller.


«Das wären rund 1300 Franken»

Wie gross ist der jährliche Dieselverbrauch eines Betriebs von durchschnittlich 40 ha mit Ackerbau und Tierhaltung?

Stefan Gfeller: Das ist sehr stark von den Kulturen abhängig, von Lohnarbeiten, der Art und Weise des Futterbaus, der Topografie und der Erschliessung des Betriebes. Eine grobe Kenngrösse sind 100 Liter Diesel pro Hektare. Das würde für diesen Beispielbetrieb rund 4000 Liter bedeuten. Jedoch zeigt die Praxis, dass der Wert tiefer liegen kann, aber auch deutlich höher aufgrund der oben erwähnten Punkte.[IMG 3]

Wie viel Diesel könnte dieser Betrieb jährlich einsparen, wenn er einige Punkte beim Maschinen- und Traktoreinsatz beachten würde? Wie viel würde das jährlich in Franken ausmachen?

Wenn man die Ergebnisse verschiedener Tests anschaut, dann sind mit allen genannten Massnahmen kumuliert 20 % Einsparung möglich. Eine Massnahme, die noch nicht angesprochen wurde, ist die Wartung der Maschinen. Das heisst, regelmässiges Reinigen der Luftfilter und Kühler, schmieren etc. Angenommen, man kann 20 % Diesel einsparen, wären dies für den Beispielbetrieb jährlich 800 Liter Diesel oder rund 1300 Franken – je nach Dieselpreis.

Erklären Sie: Ist es für den Traktor und den Dieselverbrauch besser, mit hoher Drehzahl und tieferem Gang zu fahren oder genau umgekehrt?

Es gilt eine einfache Regel: je höher die Drehzahl, desto höher der absolute Dieselverbrauch. Aus dieser Perspektive ist es sinnvoll, den Traktor möglichst bei tiefen Drehzahlen zu fahren und entsprechend einen hohen Gang zu wählen. Nun kann es aber je nach Arbeit notwendig sein, dass eine hohe Motordrehzahl gewünscht ist, um beispielsweise an der Zapfwelle auch die benötigte Drehzahl zu erreichen. Da hilft beispielsweise die Eco-Zapfwelle, mit der auch mit reduzierter Motordrehzahl die 540 resp. 1000 Umdrehungen erreicht werden.

Was muss bei der Drehzahlbesonders beachtet werden?

Es kann sein, dass bei zu geringer Drehzahl oder einem zu hohen Gang keine Reserve für kurzfristige Leistungsbedürfnisse besteht. Geht es beispielsweise beim Grubbern leicht bergauf oder wird der Boden schwerer, hat der Motor bei zu geringer Drehzahl keine Drehmomentreserve mehr und man müsste den Gang wechseln. Weiter ist je nach Motor die Maximalleistung bei höherer Drehzahl erreicht. Gerade bei Strassenfahrten ist je nach Getriebe die gewünschte Geschwindigkeit erst bei Nenndrehzahl (beispielsweise 2200 U/min) erreicht. Dem gegenüber stehen stufenlose Getriebe, die mit reduzierter Drehzahl die Maximalgeschwindigkeit erreichen und dadurch sparsamer sind. Interview (schriftlich) Peter Fankhauser